Innere Stärke, Teil 1

Das Geheimnis innerer Stärke.

Sicherheit, innere Stabilität spüren, wieder für Kraft und Wohlbefinden sorgen können, wenn wir uns schlecht und erschöpft fühlen. Ich kenne niemanden, der sich das nicht wünscht und gerne ein Patentrezept dafür an der Hand hätte. Am besten schon präventiv, damit wir uns bereits im Vorfeld wappnen können, wenn wir fürchten, zu versagen, kritisiert, gedemütigt oder verletzt zu werden. Oder wenn wir Angst haben vor der eigenen Hilflosigkeit in immer wiederkehrenden Situationen.


Wie finden Menschen zu innerer Stärke und Wohlbefinden?


Vielleicht hörten Sie wie ich als Kind auch: „Gejammert wird nicht. Steh auf und lauf! Du kannst das.“ Diese Aufforderung sollte mich ins Tun bringen, anstatt im Hadern, Grübeln oder Selbstmitleid zu versinken. Einerseits entwickelte ich dadurch Vertrauen in das eigene Handeln, andererseits ging ich oft über meine Kräfte. Ich wusste damals noch nicht, wie ich belastende Gedanken und Gefühle auf „gesunde Weise“ hätte regulieren können.


Wenn wir überfordert sind, dann greifen unsere Notfallprogramme: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Geht es um Lebensgefahr ist das hilfreich, weil wir eine enorme Energie freisetzen, um uns zu schützen. Wird daraus aber eine Bewältigungsstrategie für alltägliche Herausforderungen oder persönliche Belastungen - wie Leistungs-druck, Versagen, Angst, Verlust, Beziehungsprobleme, etc. - bedeutet das:

„Wir beißen die Zähne zusammen, werden laut, wütend, rechtfertigen uns. Oder wir verdrängen, lenken uns ab, laufen davon, um uns wenig später wieder in der gleichen Situation wiederzufinden. Oder wir fühlen uns handlungsunfähig, hilflos, machen uns klein, versuchen die Dinge auszusitzen und leiden dabei.“


Zielführend ist das alles nicht. Auf Dauer erschöpfen wir uns dadurch, schädigen uns körperlich und psychisch.


Wir fühlen, wie wir denken und denken, wie wir fühlen. Ein Teufelskreis?


Eine zentrale Aussage der kognitiven Verhaltenstherapie lautet: „Es sind die Gedanken, die unsere Gefühle bestimmen.“


Wenn es Ihnen also gelingt, sich selbst unterstützend zu denken, dann fühlen Sie sich auch so. Das ist richtig - sogar neurobiologisch erwiesen - nur leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn wir schon mitten im Gefühl sind, scheint es uns schier unmöglich.


Können Sie mitten in der Angst umdenken und Sicherheit verspüren?


Hören bei Ihnen Schmerz, Wut, Enttäuschung, Traurigkeit plötzlich auf, weil Sie versuchen, die Situation „von oben“ zu betrachten und denken: „Ist alles nicht so schlimm - mir geht es doch grundsätzlich gut“?


Oder Sie liegen erschöpft auf der Couch, mit dem Gefühl sich kaum mehr bewegen zu können. Sie wissen nicht, wie Sie den morgigen Tag bewältigen sollen. Geht es Ihnen besser und springen Sie kraftvoll auf, wenn Sie denken „Ich atme, habe gegessen und getrunken?“


Nein? – Nun, das ist relativ „normal“!


Es sind in erster Linie Ihre Gefühle, die Ihr Verhalten bestimmen. Mitten im Gefühl denken und reagieren Sie in der Regel automatisch, d.h. nach gewohnten Mustern, die Sie sich entsprechend Ihrer Erfahrungen angeeignet haben. Es ist so, als ob Sie einen Autopiloten eingeschaltet hätten. Kennen Sie das, dass Sie aus Wut oder Enttäuschung oder im Stress etwas sagen oder tun, was Sie später bereuen? Anstatt überlegt und konstruktiv vorgegangen zu sein?


Gedanke oder Gefühl - es hat etwas vom Henne-Ei-Problem. Was ist eigentlich zuerst da? Der belastende Gedanke oder das belastende Gefühl? Das hängt viel mit Ihrer Wahrnehmung zusammen.


Gefühle finden nun mal im Körper statt, auch wenn sie im Kopf ihren Ursprung haben. Und weil der Körper evolutionsbedingt schneller reagiert als wir den dahinter liegenden Gedanken bewusst erfassen können, nehmen Sie das Gefühl zuerst wahr. Das Gefühl springt an, bevor Sie die Chance haben bewusst „anders“ zu denken und eingreifen könnten.


Und dann beginnt ein Teufelskreis. „Wir fühlen, wie wir denken und denken, wie wir fühlen.“ Je länger Sie in diesem Kreislauf bleiben, desto intensiver wird das Gefühl und desto geringer das Vermögen diese Spirale zu verlassen.


Das hat übrigens nichts mit mangelnder Disziplin zu tun, sondern mit der Funktionsweise unseres Gehirns. Denken Sie einmal an die guten Vorsätze zum Jahresbeginn, die nach kurzer Zeit im Sand verlaufen. Warum? Weil das Gefühl nicht mitzieht. Ein Gedanke, sei er noch so vernünftig und zielführend, verändert nichts, wenn die innere Überzeugung und ein damit verbundenes positives Gefühl fehlen.


Wann springen Sie morgens gerne aus dem Bett? Wenn Ihr Gefühl stimmt – nicht, weil die Pflicht ruft.


Gefühle haben eine enorme Kraft – im positiven wie im negativen Sinn. Wenn wir nicht lernen, sie zu regulieren, führen sie Regie über unser Denken und Verhalten.


Haben Sie Lust auf ein Experiment?


Dann stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre, wenn Sie selbst für sich gute Gefühle erzeugen könnten? Wie würden Sie sich dann verhalten, und was hätte das für Auswirkungen auf Ihre Situation?
Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und lassen Sie Ihrer Vorstellung freien Lauf.


Wie geht es Ihnen jetzt?


Möchten Sie mehr darüber wissen, wie Sie mit belastenden Gefühlen umgehen und lernen können, sich besser zu fühlen?


Dann lesen Sie meinen Beitrag "Innere Stärke, Teil 2: Starksein - Zurück in die Balance. Gefühle sind regulierbar!"